(C) Otto Hanus

 Das gegenstandsfreie ideosensorische Empfinden

Kein Ausdruck ist ohne Eindruck


Der von William Carpenter erkannte ideodynamische Ausdruck unbewusster Effekte des zerebralen Es ist meinen Erfahrungen nach mit ebenso unbewussten ideosensorischen Emp-findungen verbunden. Das ist wie bei einer Handschrift, deren Ausdruck zugleich ein Eindruck ist. Dieser Vergleich ist aber nur dann passend, wenn man den Inhaltsaspekt des ge-schriebenen Textes von der gegenstandsfreien Ausdruckshandlung abstrahiert; dann verlagert sich die Wahrnehmung der Worte, des inhaltlich Gedachten auf das wahrnehmende Empfinden, dessen man sich zwar selten bewusst, dessen Wirkung jedoch evident ist. Aus-druck und Eindruck, Wahrnehmung und Empfinden sind instantane Phänomene des intrazerebralen Ich, über dessen Ausdruckshandlungen sich Effekte des zerebralen Es vermitteln (Bild 1).


Bild 1


Wenn die Ideodynamik ein expressiver Effekt des zerebralen Es ist, dann kann das Empfinden des sensorisch wahrgenommenen als dessen impressives Pendant gelten. Ideodynamik und Ideosensorik bilden eine Rückkoppelungsschleife (Bild 2) durch die das intrazerebrale Ich unter gewissen Voraussetzungen in einen hypnogenen Zustandsraum geführt werden kann, wie es beim Malen meiner gegenstandsfreien Rollbilder der vierten Dimension der Fall gewesen war.

Bild 2


Weil ich mich in einem hypnogenen Zustandsraum befunden habe, hatte sich das visuell und kinästhetisch wahrgenommene auf den ideodynamischen Prozess der Ausdruckshandlung ausgewirkt. Es gibt einen Zustandsraum, in dem die im Normalzustand vom intrazerebralen Ich generierte Grenze, die das Innere vom Äußeren zu trennen scheint, permissiv verändert ist, sodass sich die Empfindungen beim vermeintlich extrazerebral wahrgenommenen, in einem Zustand der Verschmelzung von Ausdruck und Eindruck, von innen und außen be-finden. Weil dieser ungewöhnliche Zusammenhang für das Verständnis der Rollbilder wichtig ist, fasse ich das Wesentliche zusammen: Beim gegenstandsfreien Zeichnen können sich die intrazerebralen Effekte der drei Prinzipien in den drei Dimensionen ideodynamisch auswirken. Ein solcher Ausdruck korrespondiert mit einem Eindruck, dessen unbewusste Empfindungen, die das ideodynamische Zeichnen modellierend beeinflussen. Diese Rückkoppelung von Ausdruck und Eindruck hat auf die gegenstandsfreie Gestaltbildung von Ausdruckslinien eine strukturierende oder destruierende Wirkung. Je aufmerksamer und permissiver die ideosensorischen Empfin-dungen wahrgenommen werden, umso differenzierter und kohärenter überträgt sich das Wahrgenommene in das Beziehungsgefüge des Bildes und modelliert dessen Gestalt (Bild 3).

Bild 3

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